Die hochsommerlichen Temperaturen am vergangenen Mittwoch leisteten noch einmal ihren Beitrag, doch auch ohne sie war das Anspannungsniveau für alle Beteiligten zunächst hoch: Das Open Skills Lab feierte seine Premiere – und über hundert Menschen waren mit dabei, als die Jugendlichen der zweiten Klasse am roten Teppich der Modeaula der WI’MO ihre Projektergebnisse präsentieren.
Bereits im Wintersemester hatten sich die Jugendlichen mit Grundlagen aus Projektmanagement, Kommunikation und Konfliktmanagement sowie Business Behaviour auseinandergesetzt (mehr lesen Sie hier), nun setzten sie selbst erste Vorhaben um.
Dafür konnten die Schüler*innen aus 2AHW, 2BHW und 2CHW aus den vier Säulen des Open Skills Lab wählen:
Die vier Projekte des Schuljahres 2024/25
Reisen mit Apps und Achtsamkeit
Projektleitung: Prof. Gerda Debenjak
Wenn es ums Reisen geht, sind viele problembehaftete Themen nicht weit: der ökologische Fußabdruck, Flugscham oder Overtourism. Zudem ersetzen digitale Möglichkeiten immer häufiger analoge Erfahrungen – gerät das klassische Reisen schon bald außer Mode? Im Projekt „Bewusst Reisen im digitalen Zeitalter“ erschlossen sich die Jugendlichen im Bereich „Modern Life“ dieses komplexe Themenfeld.
„In einem ersten Schritt näherten wir uns den Themen Reisen und Tourismus ausgehend von eigenen Erfahrungen an. Erste kleine Ziele waren die gemeinsame Erstellung eines Fragebogens zum Thema sowie das Austesten bekannter und weniger bekannter Reise-Apps“, erklärt Projektleiterin Prof. Gerda Debenjak.
Wesentliche Impulse brachten zudem der Betriebsbesuch beim Reiseunternehmen Hofstätter in Althofen sowie der Auftritt einer erfahrenen Reiseleiterin im Unterricht. „Damit war die Grundlage für eine kritische und zugleich kreative Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen gegeben.“
Eine Gruppe widmete sich der komplexen Planung einer Reise an ein wenig erschlossenes, weit entferntes Reiseziel. Die beiden anderen übernahmen in unterschiedlicher Form die Aufgabe, Klagenfurt einem touristischen Publikum näherzubringen. Debenjak: „So entstanden ein kurzer Film und eine interaktive digitale Schnitzeljagd. Die für die Schnitzeljagd verwendete App wurde vorab von allen Schülerinnen mit einem professionell erstellten ‚Bound‘ ausprobiert und evaluiert.“
Fit, kompetent – und beinahe olympisch
Projektleitung: Prof. Edwin Hollauf
„Mein Körper, mein Leben“ – Begleitet von Prof. Edwin Hollauf, der seine Expertise aus naturwissenschaftlicher wie aus sportlicher Perspektive einbringen konnte, setzten sich Jugendliche im Bereich „Health and Wellbeing“ mit Aspekten der Körperanalyse auseinander. Hollauf: „Ziel des Projekts war es, Gesundheitsbewusstsein durch praktische Erfahrungen zu fördern. Die Jugendlichen führten Wirbelsäulen- und Haltungsanalysen durch, testeten Muskelkraft und Beweglichkeit und planten individuelle Trainingsprogramme zur Korrektur muskulärer Dysbalancen, die auch im Fitnesscenter umgesetzt wurden.“ Pulsmessungen, Auswertungen von Herzfrequenzkurven und einfache Lauf- und Gehanalysen mittels Videoaufnahmen ergänzten das Programm. Die Schüler*innen dokumentierten dabei ihre Fortschritte in einem detaillierten Körperportfolio.
Ein Highlight war die Kooperation mit dem Olympiazentrum Kärnten, um Training unter professionellen Bedingungen zu erleben. Hollauf: „Themen wie Leistungsdiagnostik, Trainingssteuerung, sportmotorische Tests, Ernährungsplanung und Krafttraining wurden interaktiv gestaltet – inklusive praktischer Übungen zum Mitmachen.“
Besonders hervorzuheben ist die Eigenverantwortung der Lernenden: vom Sezieren eines Hühnerflügels im Zuge der Vermittlung anatomischer Grundkenntnisse bis hin zur Erstellung mikroskopischer Zeichnungen. „Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie moderne Gesundheitsbildung jugendgerecht und fächerübergreifend umgesetzt werden kann“, freut sich Projektleiter Hollauf.
Mit Climate Fiction zur Stadtvision
Projektleitung: Prof. Bernhard Obiltschnig, Prof. Patricia Schober
Auf die Suche nach der Stadt der Zukunft begaben sich die Jugendlichen – also Lebensorte, die zukunftsfit dem Klimawandel trotzen. Prof. Patricia Schober erklärt: „Anregungen holten wir uns in der ‚Climate Fiction‘. Darunter versteht man Literatur, die sich mit besonderem Fokus auf Klima und Umwelt mit der Zukunft unserer Erde auseinandersetzt.“ Dazu zählten Romane wie „2084. Noras Welt“, „Die Mauer“, „Es war einmal ein blauer Planet“, „Cryptos“, das „Klimaquartett“ von Maja Lunde oder die Graphic Novel „Soon“.
Das Vorhaben aus dem Bereich „Global Citizenship Education“ blickte aber auch auf die „echte“ Welt, auch dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Partnern. Ein Vortrag der Abteilung für Klima- und Umweltschutz verdeutlichte, welche Ziele Klagenfurt für die Zukunft verfolgt, im kärnten.museum erhielt die Gruppe eine Führung zum Thema Umweltgeschichte. Hinzu kamen allerhand Fakten: Klimadiagramme, Schlüsselspezies, die SDGs, Zukunftstechnologien und – für die eigenen Ansätze entscheidend – aktuelle Stadtplanungsprojekte.
Prof. Bernhard Obiltschnig erklärt: „Einen besonderen Fokus haben wir auf die Bereiche Gesundheit/Bildung, Verkehr, Wohnen, Nahrungsmittelerzeugung/Grünflächen, Umwelt/saubere Energiegewinnung und soziale Gerechtigkeit/Gemeinschaftsgefühl gelegt, denn diese sollen in unsere eigene Stadtentwicklung einfließen.“
Herausgekommen sind spannende urbane Utopien: Salzach Stadt, Shawn und Klafysia!
In digitalen Gefahrenwelten
Projektleitung: Prof. Marita Dohr, Prof. Vera Klutz
Zur „Cyber Crime Time“ läutete es für Schüler*innen im Bereich „Digital World“. Dabei setzten sie sich mit multiplen Herausforderungen auseinander, die der digitale Raum mit sich bringt. „Ein wichtiges Feld war die Welt der Fake News, die die sozialen Medien, aber auch die Politik maßgeblich beeinflussen. Analysiert wurden vielfältige Mechanismen der Meinungsbeeinflussung ebenso wie Möglichkeiten der Aufklärung und Prävention“, erklärt Prof. Vera Klutz. Dabei entstanden eine informative Broschüre sowie ein ansprechend gestalteter Flyer, die die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen.
Doch damit nicht genug: Gemeinsam mit Prof. Marita Dohr stellten sich die Jugendlichen den Phänomenen der Internetkriminalität, etwa Phishing, Scamming oder Cybermobbing. Dohr: „Wir blickten nicht nur auf Herausforderungen in der Cybersecurity, sondern wählten auch kreative Zugänge – von selbst verfassten Phishing-Mails über Plakate und Flyer bis hin zu Memes.“
Wertvolle Inputs – auch zur strafrechtlichen Relevanz von Cyberkriminalität – lieferten zudem Vertreter*innen der Landespolizeidirektion sowie der Kärntner Volkshochschule.
Die Projektleiterinnen berichten: „Den Abschluss bildete ein gemeinsames Podcast-Projekt, in dem die Jugendlichen ihre Erkenntnisse dokumentierten. Dabei zeigten sie nicht nur ihr inhaltliches Verständnis, sondern auch Medienkompetenz, Kreativität und Teamgeist.“
Das Fazit fiel positiv aus: Nicht nur Lehrer*innen und Schüler*innen blickten zufrieden auf Geschafftes zurück, auch Interessierte erfuhren bei den Präsentationen und Marktständen von den spannenden Arbeiten der vier Gruppen. Direktorin Michaela Graßler: „Auf diese Ergebnisse und auch die professionelle Präsentation vor einem so großen Publikum können alle Beteiligten stolz sein.“
Wertvolle Impulse für das kommende Jahr
Im dritten Jahrgang werden sich die Schüler*innen neuerlich geleitet von eigenen Interessen für Projekte entscheiden können, die klassische Fächergrenzen hinter sich lassen und fachpraktische, wirtschaftliche oder kulturelle Komponenten vereinen. Und die nächstjährigen zweiten Jahrgänge stehen bereits in den Startlöchern.
Graßler: „Wir haben im Kreise des Kollegiums reflektiert, an welchen Schrauben wir drehen wollen, um das Open Skills Lab sukzessive weiterentwickeln. Wir sind schon gespannt auf den zweiten Durchgang.“